Der Anfang

Angefangen hat alles in Arisdorf im Jahre 2008. Es war die berühmte Bieridee. Zu dieser Zeit wurde das Sportradio gerade eingestampft und nun gab es keinen Radiosender mehr in der ganzen Schweiz, welcher ein Fussballspiel Über die volle Distanz überträgt. Es ging den Radiostationen zu dieser Zeit gar nicht mehr um den Sport an sich, sondern sie überlegten sich, wieviel Kohle kann ich mit einer Berichterstattung von FCB-Spielen anhäufen. Tja und genau da sticht unsere Bieridee. Wie wäre es, wenn es eine Radiostation gibt, welche die Fussballspiele des FC Basel wieder über 90 Minuten, ohne jegliche Unterbrechung überträgt? Da wir uns keine UKW-Frequenz leisten konnten, haben wir uns entschlossen das ganze Vorhaben ins Internet zu verlagern.
Gesagt, getan. Wir informierten uns via eben dieses Internet, wie man ein Webradio konfiguriert. Wir kauften uns ein Soundcraft Mischpult, kauften eine Domain und schon gings los. Das Studio war im Keller von Gerry Engels Haus installiert. Am 30. August 2008 übertrug das FCB Live Radio sein erstes Spiel und zwar auswärts gegen den FC Aarau. Die beiden Gründer mussten sich nun aufteilen, da man sich nur als Journalist bei einem solchen Spiel akkreditieren kann. So war der eine im Studio in Arisdorf und der Andere mit dem Handy bewaffnet im Aarauer Brügglifeld. Das Handy im Studio wurde ans Mischpult angeschlossen und aus Aarau kamen die Neuigkeiten rein. Der FCB gewann damals mit 2:0 (45. Scott Chipperfield, 63. Marcos Gelabert).
Das FCB Live Radio war auch das erste Radio der Schweiz, welches Spiele eines Superligisten ins Internet überträgt. Dass es das erste seiner Art war, belegt auch der Wikipedia-Eintrag beim FC Basel. Es bewahrheitet sich einmal mehr – die Basler sind Vorreiter und Macher und ticken einfach anders.

Die Jahre 2008 – 2020

Beim FC Basel begann eine goldene Ära: Eine Zeit, in der der Verein am Ende jeder Saison ganz oben in der Tabelle stand. Das FCB Live Radio übertrug fast alle Heimspiele und auch die meisten Auswärtsspiele – mit Ausnahme der Spiele in Lugano, da der Weg ins Tessin an einem Sonntag oft zu weit war.
Anfangs wurde das neue Medium kaum wahrgenommen. Nachrichten über den FC Basel drangen meist nur nach außen, wenn etwas schief lief. Von der Vereinsführung herrschte ansonsten weitgehend Funkstille. Anders sah es bei den Fans aus: Immer mehr nutzten die Angebote des Senders, und die Bekanntheit des FCB Live Radios wuchs stetig. Den Gründern ging dieser Prozess jedoch zu langsam, weshalb sie zusätzlich die Social-Media-Plattform Facebook einsetzten. Das verschaffte dem Sender neuen Auftrieb.
Ein besonderes Highlight: Das FCB Live Radio wurde regelmäßig zu den Meisterfeiern auf dem Barfüsserplatz eingeladen. Insgesamt neun Mal durften die Macher des Senders live dabei sein. Doch 2017 erklärte Gründer Gerry Engel, dass er bei der nächsten Meisterfeier nicht mehr teilnehmen werde. Der Grund: Der Ablauf sei immer gleich, und es störte ihn, dass sich Menschen ins Rampenlicht drängten, die selten oder nie im Stadion zu sehen waren. Diese „falsche Moral“ widersprach Engels Vorstellungen eines authentischen Fans.
Große Momente gab es auch bei den Champions-League-Spielen des FC Basel, darunter der Halbfinaleinzug in der Europa League 2013/2014. Doch da das FCB Live Radio eigenfinanziert war, konnten Reisen zu Auswärtsspielen der Champions- oder Europa League nie realisiert werden. Mit der Zeit machte sich bei den Betreibern Frustration breit. Mehrmals gerieten sie in ernsthafte Konflikte mit dem Verein.
Gegen Ende der Ära FCB Live Radio suchte man schließlich den Dialog: In einem klärenden Gespräch mit CEO Roland Heri einigte man sich darauf, alte Differenzen ruhen zu lassen und einen Neuanfang zu wagen. Der Sender strebte einen Kooperationsvertrag mit dem FC Basel an, was vom Club grundsätzlich befürwortet wurde. Allerdings erforderte dies eine Umwandlung des Senders in einen Verein.
An diesem Punkt zerbrach die Zusammenarbeit der beiden Gründer, da ihre Vorstellungen für die Zukunft des FCB Live Radios auseinander gingen. Der Sender stellte seinen Betrieb ein, und die Verhandlungen mit dem FC Basel scheiterten.

Neuausrichtung ab 2020

Gerry Engel wagte den Neuanfang – diesmal allein. Mit neuem Namen, neuem Logo und der Gründung eines Vereins legte er den Grundstein für eine neue Ära: den Verein Radio Rotblau. Glücklicherweise konnte er das gesamte Team – bis auf den zweiten Gründer – übernehmen.
Mit dem Einstieg von Mario Gasparini gewann der Sender eine erfahrene Persönlichkeit aus der Marketingwelt. Stephan Mezger, ein diplomierter Treuhänder, übernahm die Leitung der finanziellen Angelegenheiten und brachte wertvolle Expertise mit. Ein weiteres Highlight war Mansour Benayat, der bei Tele Basel die Social-Media-Präsenz aufgebaut hatte. Benayat übernahm die Leitung der Social-Media-Abteilung und brachte frischen Schwung in das Projekt.
Im Februar 2020 wurde der Verein Radio Rotblau offiziell im Restaurant Hard in Birsfelden gegründet. Damit war der Weg frei für erneute Vertragsverhandlungen mit dem FC Basel, die – zur Freude aller Beteiligten – erfolgreich abgeschlossen wurden. Von nun an durfte sich Radio Rotblau offiziell als Partner des FC Basel bezeichnen.
Unter der Leitung des neuen Präsidenten Gerry Engel wurde die Strategie klar definiert: Der Sender konzentrierte sich auf die Live-Übertragungen der Heimspiele des FC Basel – sowohl der Männer- als auch der Frauenmannschaft. Als erstes Radio der Schweiz widmete sich Radio Rotblau vollumfänglich dem Frauenfußball und übertrug die Spiele über die volle Distanz.
Ab 2023 ging Radio Rotblau einen weiteren Schritt: Neben der Partnerschaft für die Heimspiele der Männer wurde auch ein Vertrag für die Heimspiele des Frauenteams unterzeichnet. 2024 kam eine zusätzliche Zusammenarbeit hinzu: Radio Rotblau übernahm die Rekrutierung der Stadionsprecher im Leichtathletik-Stadion St. Jakob für die Spiele der Frauenmannschaft.
Dank der neuen Social-Media-Abteilung unter der Leitung von Mansour Benayat stieg die Aufmerksamkeit für den Sender stetig. Was einst mit zwei Personen begann, hat sich bis Ende Oktober 2024 zu einem Team von 18 Mitarbeitern entwickelt – ein eindrucksvoller Beweis für den Erfolg und die Bedeutung von Radio Rotblau.
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